Wie wurde Franz Guzej der gesetlose Guzaj?
Die Lebensgeschichte des Franc Guzej, der zum Gesetzlosen Guzaj wurde
Der bekannte Volksheld Franc Guzej (1839 bis 1880), der vor 150 Jahren die Region von Kozjansko stark prägte durch seine räuberischen Kunststücke und Tricks, damals zugehörig zur Südsteiermark, wurde in ärmlichen Verhältnissen am 12. November 1839 in eine Bauernfamilie in Sveti Primož pri Šentjurju (Sankt Georgen) geboren. Die einfachen Leute, meist Bauern, lebten zu dieser Zeit in ärmlichen und harten Umständen. Die Industrialisierung stand in den Anfängen und die Rechtssprechung in der Hand des Österreich-Ungarischen Kaiserreiches und seinen Vertretern – Grafen, Landeigentümern und Staatsangestellten. Die einfachen Leute mussten um ihr nacktes Leben kämpfen.
Franc musste dem Geld hinterher jage
Das Schicksal dieser Zeit traf auch Franc – der trotz seiner Begabung, die in der Grundschule schon zum Ausdruck kam – und schnell war er am Scheidewege, wo er dem Geld hinterher jagen musste. Seine Kampfeskunst zeigte er zuerst im Dienste der Armee in Bosnien und Herzegowina. Nachher schulte er sich in der Waffenkunst in Dalmatien, aber der Dienst fern weg der Heimat Šentjur gefiel ihm nicht. Als er nach Hause heimkehrte, suchte er nach einer passenden Arbeit nah von Daheim. Da er aber nichts fand, ließ er sich zeitweise beschäftigen als Aushilfe auf einem reichen Gehöfte und arbeitete auch als Kellner in einem gut bekannten Wirtshaus in Dobrna, das als Kurort schon in seiner Blüte stand. Franc war bei seiner Arbeit auf dem Bauernhof und im Wirtshaus sehr geschickt und intelligent. Er war auch ein immer freundlicher, gut aussehender junger Mann, der wegen seinem Charme auch der Hausherrin und Gastwirtin Ana Klančar gefallen hat. Die Hausherrin war überzeugt, dass sie mit ihren weiblichen Reizen und Vorzügen diesen jungen Mann von Kozjansko verzaubern könne. Aber Franc lehnte sie ab und entschied sich zu gehen. Die Hausherrin war beleidigt, dass ihr dieser „Goldjunge“ aus ihrer Umarmung flüchten wollte, und beging einen schicksalhaften Fehler, der ihr später das Leben kostete.
Schicksalhafte Wendung
Der ehrliche Franc war gerade dabei, sich von Dobrna zu verabschieden, als er ohne etwas Böses zu ahnen, schon seinen Koffer verschlossen hatte, und auf einmal stand an der Tür die Hausherrin in Gesellschaft mit den Gendarmen aus Celje. Schnell darauf durchsuchten sie seinen bereitgestellten Koffer und fanden darin versteckt ein Silberbesteck und auch 3000 Golddukaten. Der Diebstahl wurde zwar von der wütenden Hausherrin fingiert, aber die Falle hatte zugeschlagen. Franc Guzej aus der Gegend von Šentjur wurde des Diebstahls bezichtigt und das Gericht in Celje verhängte sieben Jahre Gefängnis gegen ihn. Er landete im Gefängnis von Celje, dem „Stari Pisker“. Diese Anschuldigung traf Franc Guzej in Mark und Bein. Und in ihm gärte der Wunsch nach Rache, die ihn zu einem zu frühen Tode führte. Als früherem Waffenkenner vertraute man ihm im Gefängnis die Arbeit des Gerichtsschreibers an, da er einer der wenigen war, die lesen und schreiben konnten. Diese Arbeit gab ihm genug Freiraum, und nutzte diesen eines Tages. Hasserfüllt wegen des großen Unrechtes, dass ihm angetan wurde, floh er aus dem Gefängnis zu seinem Freund, dem Gastwirt Drobne, nach Košnica – einem Ort nahe Prevorje in der Region Kozjansko. Durch diese Flucht startete er eine eigene Geschichte des Banditen – die Geschichte des berüchtigten Gesetzlosen Guzaj, der sich selber auch als „Versteckungskünstler“ bezeichnete.
Guzajs Räuberleben
Er bekam schnell Räuber bzw. Räuberhauptmann. Zusammen mit seiner Bande machte er alles unsicher, was in seiner Reichweite stand. Er erfand unglaublich inszenierte Raubzüge auf Marktplätzen, Pfarreien, stellte sich absichtlich auf öffentlichen Plätzen den Gendarmen und mit Gelächter brachte er Schande über sie. Mit Einfallsreichtum, Witz und Geschick raubte er Grafen, Pfarrer und Geschäftsleute aus, seinen Anteil teilte er aber dann immer mit den Armen. Die Raubzüge und Räubereien zogen sich über die ganze Südsteiermark, hinweg bis nach Kroatien. Die Gendarmerie suchte den gewitzten Gesetzlosen von Krško (Gurkfeld) bis nach Wien, aber er entzog sich ihnen immer geschickt. Der einfallsreiche und mutige Guzaj trieb über fünf Jahre sein Unwesen im weiten Bereich von Kozjansko, und versteckte sich geschickt vor den Gendarmen, den Reichen und den Kopfgeldjägern. In dieser Zeit rächte er sich auch erfolgreich der Schuldigen für dies alles, der damaligen Hausherrin Ana Klančar aus Dobrna, die ihm aus verschmähter Liebe fälschlicherweise des Diebstahles bezichtigte.
Obwohl der junge Franc die Liebe der Frau Klančar zurückwies, hieß dies noch lange nicht, dass der Junge nicht die Liebe und nähe einer Frau suchte. Diese erstrebte Liebe fand er später in einem Tal inmitten des hügelreichen Kozjansko, an dem Bach Bistrica, in der jungen Müllertochter Barbka Amon. Diese liebte ihn von ganzen Herzen, nichtsdestotrotz sie auch bald herausfand, wer in Wirklichkeit ihr Francel war. Gemeinsam planten sie auch die Flucht nach Amerika, aber leider zu spät, den die schicksalhafte Kugel traf ihn früher.
Guzajs Tod
Guzaj wurde von der Gendarmerie am 10. September 1880 gestellt und erschossen, und zwar in Košnica, an dem selben Ort, an dem diese schicksalhafte Geschichte ihren Anfang fand, als er aus dem Gefängnis von Celje entfloh. An diesem Tage war er wieder bei seinem Freund Drobne, mit seinen Gedanken schon in Amerika, wohin er mit seiner Auserwählten Barbka Amon fliehen wollte. Nach einigen gelungenen Raubzügen fingen die Gendarmen an, ihn gezielt zu suchen, da auf seinen Kopf 3000 Golddukaten ausgesetzt waren.
Die Wachleute waren aufgestellt von Slivnica bis Prevorje, Žegar, Šentvid pri Planini und Dobje. Der Kreis war geschlossen. Alle warteten auf Guzaj, um ihn zu erwischen. Die Gendarmen Grizold und Stres fanden heraus, dass sich Guzaj bei dem Gastwirt Drobne in Košnica verstecken sollte. Und wirklich! Die Wachleute schlichen sich zum Gasthaus Drobne und sahen Guzaj, wie er mit ausgewählten Freunden Karten spielte. Einer von denen hatte die versteckten Gendarmen doch erkannt, die Gesellschaft gewarnt, aber es war schon zu spät. Zwei flüchteten in den Wald, einer in den Keller. Es folgte eine lange Verteidigung, sogar durch die Ritzen wurde geschossen. Er hat inzwischen versucht, Steine aus Kellerwänden zu entnehmen, um durch ein Loch zu entfliehen, aber die Wachleute hatten ihn in der Falle. Er konnte sie auch nicht mit einem Packet verwirren, dass er ihnen vor die Füße warf, auch nicht mit Schüssen durch die Ritzen. Es stand fest: es ging um Alles oder Nichts. Er öffnete die Tür und begann zu schießen. Aber die Schüsse der anderen Seite waren schneller. Er schreite nur noch: „ Jetzt habe ich aber eine Schlappe erlitten! Verdammte Hunde!“
Ipavec, der Arzt aus Šentjur, wurde als Leichenschauer hinzugezogen und hat daraufhin festgestellt, dass der Erschossene wirklich der gesuchte Gesetzlose Guzaj ist. Daraufhin sagte er: „Traurig war dein Leben, noch trauriger dein Tod. Du hast jetzt deine Schuld beglichen. Du hast jetzt Ruhe von uns und wir von dir.“
So endete das ungewöhnliche Schicksal des Gesetzlosen Guzaj. Begraben wurde er ohne eine heilige Messe auf nicht gesegneter Erde außerhalb der Friedhofsmauern bei der Kirche der Hl. Anne in Prevorje. Der Beerdigung wohnte keiner bei, außer der Totengräber und einige Arbeiter. Seine Bekannten und die Einheimischen trauten sich nicht zu kommen, denn sie würden sogleich der Mitstreiterschaft angeklagt. Sein Grab wurde lange nicht viel besucht, aber auf seinem Grabe war immer ein frischer Strauch. Die Leute mutmaßten, dass ihn wahrscheinlich seine auserwählte Barbka brachte.
Das aufregende Leben und die Geschichten des Gesetzlosen Guzaj beruhen also auf echte Begebenheiten, die mit der Zeit auch ein Teil der Volksüberlieferung wurde. Die Menschen denken gerne an diese Geschehnisse und erzählen sie weiter. Diese Erinnerungen sind bis heute lebendig geblieben. Legenden um ihn gibt es viele, aber eines haben alle gemein: er war gerissen und auch unnachgiebig zu seinen Feinden und den Reichen, war aber ein barmherziger Wohltäter zu den Armen. Die Legenden um ihn sind sehr ähnlich denen des Robin Hood, denn beide nahmen es von den Reichen und gaben es den Armen.
Quellen:
- Strašek / Tiran: Razbojnik Guzaj (1995)
- Albert Tanšek: Franc Guzaj (2003)
- Mirko Čander: geschichtliche Überlieferungen
- www.turizem-sentjur.com